Im Juli 2015 hat der Gesetzgeber nach langen Diskussionen mit der Formulierung des §119c SGB V die Voraussetzung für die Errichtung von medizinischen Zentren für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) geschaffen, deren besonderer Auftrag die multidisziplinäre und multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung ist.  In der Zwischenzeit haben mehr als 50 dieser Zentren Ihre Arbeit in Deutschland aufgenommen.

Die „Bundesarbeitsgemeinschaft der Medizinischen Zentren für Menschen mit mehrfacher und geistiger Behinderung“, wie die BAG in vollem Wortlaut heißt, hat sich zur Aufgabe gemacht die Entwicklung und Arbeit der neu entstehenden und schon länger bestehenden medizinischen Zentren zu fördern und diese bei Arbeit zu unterstützen.

Gegründet wurde die BAG im Spätherbst 2015 in Kassel. Neben der politischen Arbeit, in der sich die BAG als Interessenvertretung der von schwerer Behinderung Betroffenen und der Behandlungszentren selbst sieht, hat die Fort- und Weiterbildung der Ärzte, Psychologen, Therapeuten und sonstigen Mitarbeiter der MZEB einen großen Stellenwert in unserer Arbeit.

2018 und 2019 richtete die BAG MZEB erstmals zwei Bundeskongresse in Rummelsberg/Nürnberg aus. Seitdem finden die Tagungen in zweijährlichem Turnus in enger Zusammenarbeit mit der DGMGB (Deutsche Gesellschaft für Medizin für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung e.V.) statt, zuletzt 2021 in Halle/Saale. Der vierte in Planung befindliche Kongress ist vom 14. bis 15. September 2023 in Hannover.

Da der BAG MZEB e.V. ein Zusammenschluss und eine Interessenvertretung der Zentren, also der Behandlungsinstitutionen und deren Träger ist, können Privatpersonen satzungsgemäß nicht Mitglieder des Vereins werden. Mitglieder sind vielmehr ausschließlich Institutionen, die ein MZEB betreiben bzw. dessen Betrieb planen.

Über unsere Website versuchen wir für Betroffene praktische und hilfreiche Auskünfte zu geben: so kann ihnen die Versorgungskarte bei der Suche nach einem Behandlungszentrum helfen. Ebenso führen Links und Informationen zu den Zentren selbst. Eine Bewertung der Tätigkeit und Qualität einzelner Zentren führen wir nicht durch. Wohl aber bieten wir allen Zentren an, Ihre Arbeit durch Beteiligung an unseren Fach- und Qualitätszirkeln zu verbessern.

Mitgliedschaft

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Vorstand

Köhler_Wolfgang

Dr. Wolfgang Köhler

Gemeinsam mit meinen Vorstandskolleginnen werde ich mich für eine weiterhin positive Entwicklung der MZEBs in Deutschland einsetzen. Die Arbeit an der neuen Rahmenkonzeption hat gezeigt, dass sich bereits in wenigen Jahren seit Bestehen der ersten MZEBs, vielerorts eine hohe Kompetenz in der medizinischen und psycho-sozialen Versorgung von Menschen mit geistigen und/oder komplexen körperlichen Behinderungen herausgebildet hat, die es gilt weiter zu entwickeln und in der Fläche für alle Menschen mit schweren Behinderungen verfügbar zu machen. Die BAG MZEB kann diesen Prozess aktiv unterstützen, gemeinsamen mit anderen Akteuren in der Behindertenhilfe, Behörden, Politik und Leistungsträgern. Unser Ziel ist klar: Es darf keine Nachteile in der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Behinderung geben! Dafür wird sich dieser Vorstand einsetzen.

Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen werden oft benachteiligt und bekommen nicht die gesundheitliche Versorgung, die ihnen wie jedem Anderen zusteht. Dies habe ich immer als völlig inakzeptabel empfunden. Im Gegenteil, oft handelt es sich um seltene und wenig erforschte Erkrankungen, die schwere Behinderungen nach sich ziehen und unsere besondere Aufmerksamkeit bei der Diagnostik und der Therapie benötigen. Der multidisziplinäre Team-Ansatz in unseren MZEBs, ist hier genau der richtige Ansatz um dieser Herausforderung in angemessener Weise gerecht zu werden. Hier zu arbeiten ist für mich aus ärztlicher Sicht eine sehr lohnenswerte Aufgabe.

Die BAG MZEB kann den stetig wachsenden Sachverstand der Mitarbeiter:innen in den MZEBs bündeln, den Austausch und die Vernetzung fördern und so die Qualität der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Behinderung verbessern helfen. Die BAG ist Ansprechpartner für politische Entscheidungsträger, Krankenkassen und Gesundheitsarbeiter in der Behindertenmedizin. Wir mischen uns ein – für eine bessere Gesundheitsversorgung von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen!

Bredel

Dr. Anne Bredel-Geißler, Leitung MZEB Landes­krankenhaus Rheinhessen- Fachklinik Mainz

Als Vorstandsmitglied des BAG MZEB e.V. möchte ich gemeinsam mit meinen Kollegen die Entwicklung und Etablierung weiterer MZEB auf Bundesebene unterstützen. Aus eigener Erfahrung in Mainz sind mir eine Reihe von Fragen und Problemen auf dem Weg bis zur Gründung eines MZEB vertraut, die ich gerne in die Diskussion einbringen will. Ergänzend zu den Ausführungen oben möchte ich meine langjährigen Erfahrungen in der Spina bifida-Ambulanz Mainz in die inhaltliche Diskussion und in Fragen der Organisation von Teamabläufen einbringen. Die multidisziplinäre Betreuung von Menschen mit Spina bifida über die Altersgrenzen hinweg hat in Mainz eine lange Tradition und reicht bis in die 1990er Jahr zurück.

Grundsätzlich sehe ich das Engagement für Menschen mit chronischen, die langfristige Gesundheit und die Teilhabe bedrohenden Erkrankungen als besonderen Auftrag für mich als Ärztin. Wir leben heute in einer Gesellschaft, die es sich eigentlich leisten könnte, alle notwendigen Maßnahmen für diese Menschen im Sinne der medizinischen Versorgung, der Rehabilitation, des Ausgleichs von Nachteilen und der Sicherstellung der Teilhabe zur Verfügung zu stellen. Leider sieht die Realität oft anders aus. Auch die lange existierende Debatte und bisherigen Lösungsansätze zum vielbesprochenen Thema „Inklusion“ konnte noch keine spürbare Verbesserung erzielen.

Der BAG MZEB e.V. kann Erfahrungen und Informationen der einzelnen Mitglieder bündeln und im Forum diskutieren. Ein Austausch mit Kostenträgern und Politik ist nur durch eine geschlossene und gut aufgestellte BAG erfolgversprechend, nicht durch einzelne Träger. Paradoxerweise zeigt gerade die Arbeit im MZEB in besonderem Maß die erheblichen Lücken, die das Gesundheitssystem auch heute in der Versorgung dieser Menschen hat. Die Arbeit im MZEB kann daher nur so gut sein wie das System, in dem es sich befindet.

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Kristina Timmermann

Schon an meinem ersten Arbeitstag im Sozialpädiatrischen Zentrum Mecklenburg am 2.1.2001 sagte der damalige Ärztliche Leiter zu mir, wie dringend notwendig die Begleitung über das 18. Lebensjahr hinaus sei. Dieser Bedarf begegnet uns in der SPZ-Arbeit regelmäßig, daher war es eine Selbstverständlichkeit, am Tag nach dem der § 119 c SGB V verabschiedet wurde, einen Antrag auf Ermächtigung für ein eigenes MZEB zu stellen.

Wir verbessern die individuellen, gesellschaftlichen, politischen und gesetzlichen Bedingungen für Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen.

Dr. Sabine Lindquist

Als eine Stellvertreterin des Vorstandvorsitzenden werde ich mich u.a. in der AG Rahmenkonzeption für deren Weiterentwicklung einsetzen.

Mit Freude habe ich die Chance angenommen, in den Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg ein MZEB neu aufzubauen: als ein Ort, an dem Menschen mit Beeinträchtigungen mit ihren sehr individuellen Bedürfnissen und vielfältigen gesundheitlichen Fragen im Mittelpunkt stehen und als ein Zentrum, in dem mit dem gesamten Team eine ganzheitliche Sicht angestrebt wird.

Die BAG MZEB entwickelt die noch junge MZEB-Landschaft mit ihren Mitgliedern zu

  • Deutschlandweit für Menschen mit Beeinträchtigung mit vertretbarem Aufwand erreichbaren Behandlungszentren
  • mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz,
  • die wirklich interdisziplinär arbeiten und gut vernetzt sind.
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Dr. Anja Klafke, FÄ für Neurologie, Leitung MZEB Würzburg

Gemeinsam mit meinen Vorstandskolleg:innen möchte ich die weitere Etablierung und Entwicklung der MZEB in Deutschland mitgestalten. Rahmenbedingungen für die komplexen Aufgabenfelder die zum einen die Bedürfnisse unserer Patient:innen abbilden, zum anderen ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen müssen geschaffen, überprüft und angepasst werden.

Eine in Deutschland noch junge medizinische Fachrichtung mit der Besonderheit der interdisziplinären Tätigkeit im ärztlichen, psychologischen, therapeutischen und pädagogischen Kontext muss ebenso wie die Transition unserer Patienten aus der Kinderheilkunde fester Bestandteil unserer medizinischen Versorgungsangebote werden.

Hierfür müssen entsprechende Fort- und Weiterbildungsangebote geschaffen werden.

Vor allem Menschen mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung haben oft keine für uns verständliche Sprache entwickelt und brauchen deshalb tatkräftige Fürsprecher:innen die sich für ihre Belange einsetzen.

Mit einer ausreichenden räumlichen und zeitlichen Ressource sowie einem interdisziplinären Vorgehen können wir den komplexen Anforderungen bei Menschen mit mehrfacher und geistiger Behinderung, insbesondere bei zusätzlichen Sinnesbehinderung im Bereich des Sehens und Hörens, begegnen. In meiner vorherigen Tätigkeit als Krankenschwester und Ärztin habe ich selten so viel Lebensfreude und Grundzufriedenheit bei meinen Patient:innen wahrnehmen dürfen wie in meiner jetzigen Tätigkeit. Ich empfinde diese Arbeit persönlich als sinnstiftend und bereichernd.

Die BAG MZEB macht sich stark für eine Patientengruppe mit angeborenen und erworbenen Mehrfachbehinderungen denen bisher der Zugang zu medizinischer Versorgung nur bedingt möglich war.

Sie bietet eine Plattform für den Austausch unter Mitarbeiter:innn der MZEB die sich beispielsweise in Arbeitsgruppen organisieren und vernetzen.

Sie diente als Ansprechpartner für verschiedene Landesarbeitsgruppen (LAG MZEB) in einzelnen Bundesländern.

Sie unterstützt als Schnittstelle zwischen Leistungserbringern, Kostenträgern und verschiedenen Interessensgemeinschaften.

Kontakt per E-Mail an:
anja.klafke@mzeb-wuerzburg.de